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Roman Kroke
Interdisciplinary Artist
16.-18. Oktober 2013
Hexenjagd im Spiegel der Geschichte: Workshop-Première „Friedrich Spee 2.0“, Wewelsburg (D)
Roman Kroke entwickelt pädagogisch-künstlerisches Konzept und leitet Workshop zum Jesuiten Friedrich Spee (1591-1635), dem glühenden Kritiker der mittelalterlichen Hexenprozesse. Ort: der ehemalige SS-Obergruppenführersaal der Wewelsburg. Initiatorin und Organisatorin: Dr. Angelika Gausmann – in Kooperation mit dem Kreismuseum/Gedenkstätte Wewelsburg – gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, den Förderverein Kreismuseum Wewelsburg e.V. und die Familie-Osthushenrich-Stiftung.
„Ob es wirklich Hexen, Zauberinnen oder Unholde gibt?“
„Was es im Wesentlichen für Leute sind, die immer die Fürsten gegen die Hexen anspornen?“
Fragen, die Friedrich Spee in der Cautio Criminalis, seiner Streitschrift gegen die Hexenprozesse, vor fast 400 Jahren gedanklich sezierte.
Anlässlich des 20jährigen Bestehens der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule (Paderborn/D) stellten sich SchülerInnen der Herausforderung, eine künstlerische Brücke vom Wirken Friedrich Spees im 16. Jahrhundert zu einem imaginären Friedrich Spee im 21. Jahrhundert zu schlagen. Wer sind die „Hexen“ unserer Zeit, wie werden sie – im metaphorischen Sinne – „verbrannt“ (s. auch sog. “flaming“) und welche Motive lassen sich dafür herausarbeiten? Wie würde Spee etwa dem neuzeitlichen Phänomen des Cybermobbings begegnen?
Zum allerersten Mal stellte das Kreismuseum Wewselsburg für ein Kunstprojekt den denkmalgeschützten Nordturm zur Verfügung. Der im Erdgeschoss des Turms gelegene ehemalige SS-Obergruppenführersaal war als Atelier bewusst gewählt: Nach den Visionen von SS-Chef Heinrich Himmler sollte die Wewelsburg nach dem „Endsieg“ als zentrale SS-Kultstätte des Dritten Reiches fungieren. Mit dem Nordturm als okkulten Mittelpunkt, architektonisch angereichert mit pseudogermanischen Zeichen und Ornamenten. Dafür ließ die SS die Räumlichkeiten Anfang der 1940er Jahre von Häftlingen des nahegelegenen KZ Niederhagen umbauen. Von den rund 3900 Häftlingen überlebten mindestens 1285 die Tortur nicht, wenigstens 56 wurden von der Gestapo exekutiert. Ein besonders markantes Zeugnis dieser nationalsozialistischen Visionen „ziert“ noch heute den Boden des Saales: das zwölfspeichige Sonnenrad, von Teilen der aktuellen rechtsextremen Szene als Vorbild für ihr Erkennungszeichen, die „Schwarze Sonne“, verehrt.
Anliegen des Projektes war es, diesen historisch aufgeladenen Saal im Lichte des Spee’schen Gedankenguts in einen Raum zu verwandeln, in dem Kunst zum praktischen Nachdenken über Menschenrechte, Diskriminierung, Toleranz und Gedenken an ermordete und verfolgte Menschen wird. Im Rahmen des Workshops besuchten die SchülerInnen auch die unterirdischen Verliese der Wewelsburg, in denen im Mittelalter Hexen gefoltert wurden; weitere Inspirationen für ihre Arbeiten erhielten sie aus Vorträgen der Spee-Forscherin Sarah Masiak sowie des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren.
Die im Workshop entstandenen Schüler-Kunstwerke sind im Rahmen einer temporären Ausstellung derzeit im ehemaligen Obergruppenführersaal der Wewelsburg zu besichtigen.
Besonderer Dank gebührt: Frau Dr. Angelika Gausmann (Initiatorin und Organisatorin des Projektes); Frau Kirsten John-Stucke (Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg); Frau Katharina Dehlinger (Museumspädagogik für die Erinnerungs- und Gedenkstätte); Herrn Lothar Schlegel (Schulleiter der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule Paderborn); Sarah Masiak (Wissenschaftlerin/Geschichte); Herrn Rodi Yousef (Studienreferendar); dem Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren – speziell für die finanzielle Förderung des Projekts: der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen; dem Förderverein Kreismuseum Wewelsburg e.V.; der Familie-Osthushenrich-Stiftung.
Empfohlene L I N K S :
Ausführlich zur Geschichte der Wewelsburg, von Kirsten John-Stucke
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