Le Camp des Milles

Le Camp des Milles (historischer Hintergrund)

Kunst und Widerstand

(Für Informationen über Roman Krokes Projekt zu diesem Thema klicken Sie bitte die Menüs rechts vom weißen Pfeil)

Das « Camp des Milles » war ein Internierungs- und Deportationslager (1939-1942), gelegen im Süden Frankreichs, nahe Aix-en-Provence. Das Lager stand ausschließlich unter französischer Leitung – zunächst durch die Dritte Republik, anschießend durch das mit Nazi-Deutschland kollaborierende Vichy-Regime. Im Lager waren insgesamt 10 000 Menschen 38 unterschiedlicher Nationalitäten interniert, darunter zahlreiche bekannte Künstler und Intellektuelle; mehr als 2000 jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden von « Les Milles » über Drancy oder Rivesaltes ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. In dem erhaltenen Gebäudekomplex einer ehemaligen Ziegelei ist seit September 2013 eine Gedenkstätte beherbergt.

Eine außergewöhnliche Eigenheit des « Camp des Milles » besteht in der reichen und mannigfaltigen künstlerischen Aktivität seiner Internierten (vgl. www.campdesmilles.org/culture.html):

Dieses Phänomen erklärt sich aus der Präsenz zahlreicher Künstler und Intellektueller, von denen einige bereits internationales Renommee besaßen, während andere erst nach dem Krieg bekannt wurden. Nahezu alle Disziplinen waren vertreten: MALEREI und ZEICHNUNG (insb. Max Ernst, Hans Bellmer, Robert Liebknecht, Gustav Ehrlich genannt “Gus”, Eric Isenburger, Ferdinand Springer, Werner Laves, Leo Marschütz, Franz Meyer, Alfred Otto Wolfgang Schulze genannt “Wols”, Max Lingner und Karl Bodek ; LITTERATUR (insb. Lion Feuchtwanger, Alfred Kantorowicz, Golo Mann, Franz Hessel, Friedrich Wolf); MUSIK (etwa der Pianist und Komponist Erich Itor Kahn); THEATER mit Schauspielern, Chansonniers, Regisseuren (z. B. Friedrich Schramm und Max Schlesinger); SKULPTUR (Peter Lipman-Wulf) etc. Darüber hinaus war unter den Internierten mit Otto Meyerhof auch ein Nobelpreisträger für Medizin (1922) sowie der spätere Nobelpreisträger Thadeus Reichstein (ebenfalls Medizin, 1950).

Viele der Künstler setzten ihre künstlerische Tätigkeit im Lager fort, stark beeinflusst in ihren Werken durch die mit der Internierung verbundenen Umstände. Häufig war für sie das künstlerischen Schaffen ein möglichen Weg, um sich ein gewisses Maß an menschlicher Würde zu bewahren, aber auch um die Lageweile zu vertreiben, die Moral der anderen Internierten zu unterstützen, manchmal auch um sich Privilegien seitens der Lagerverwaltung zu sichern. Die Lagerleitung stand dem künstlerischen Wirken äußerst tolerant gegenüber. Vereinzelt wurden sogar offizielle Auftragsarbeiten vergeben, so insbesondere hinsichtlich der noch heute erhaltenen, imposanten Wandmalereien im Speisesaal der Wächter (1941).

Einer der an diesem Kunstwerk beteiligten Künstler, der österreichische Fotograf und Maler Karl Bodek, wurde im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein „größtes erhaltenes Werk wird somit gleichzeitig ein authentischen Denkmal seiner künstlerischen Arbeit und des Völkermordes“ (Angelika Gausmann, Deutschsprachige bildende Künstler im Internierungs- und Deportationslager Les Milles 1939-1942, Verlag Ch. Möllmann, 1997, S. 87).

Vertiefende Information:

Websites:

http://www.tagesschau.de/ausland/campdesmilles100.html

http://www.sueddeutsche.de/kultur/mahnmal-les-milles-in-frankreich-wo-der-widerstand-geholfen-hat-1.1463699

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1862346/

http://www.dw.de/preserving-memories-at-a-french-wwii-internment-camp/a-16443998

http://www.campdesmilles.org/upload/presse/inauguration/2012-09-10-Le-Monde.pdf

http://www.campdesmilles.org/

http://www.france.fr/en/museums/les-milles-camp-memorial-site-opened

http://www.museumoffamilyhistory.com/ce/cc/nf-camps-les-milles-01.htm

http://jn1.tv/video/jewish-week/jw1306op10-france-camp-des-milles-air.html

http://www.blouinartinfo.com/news/story/833370/the-story-of-hans-bellmer-max-ernst-and-frances-new

« Le Camp des Milles » (1939-1942)

Kunstprojekt “in process” von Roman Kroke

Roman Kroke begann seine Recherche zum « Camp des Milles » im Rahmen eines Kunstresidenz-Stipendiums der Organisation « La Non-Maison » (Aix-en-Provence, Januar-März 2013) ->  Residenz-Report

Sein zukünftiges Kunstwerk wird eine Reflektion über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses vielschichtigen Ortes: Ziegelei – Internierungs- und Deportationslager – Gedenkstätte – … Das Kunstwerk wird ergänzt durch Textquellen mit Bezug zu den Biographien ehemaliger Internierter, insbesondere der dort tätigen Künstler (Memoiren, Tagebücher, Briefe, Literatur etc.).

Die Kooperation mit dem Collège Charles Péguy (Palaiseau/F) mit dem Pilot-Workshop zu diesem Thema wurde vom Conseil général de l’Essonne mit dem Preis « Prix Ilan Halimi contre les discriminations et l’antisémitisme » (10.000,-€) ausgezeichnet , February 2014: