Zukunft

Zukunft
300,-€
Artikel-Information & Bestellung
Anfrage

Fine-Art „Giclée“-Druck auf Leinen – gespannt auf 2 cm Holzkeilrahmen

Illustration von Roman Kroke (2009)

Maße: 40 cm x 30 cm

Titel: Sprache frei wählbar  – bei Ihre Anfrage bitte angeben (Vorschau: Französisch)

Erläuterungen des Künstlers zur Illustration:

Die Illustration entstand auf Grundlage folgender Zitate aus Etty Hillesums Tagebuch:

„(…) wir haben noch viel Gemeinsames zu erleben und müssen viel zusammen arbeiten. Und deshalb rufe ich euch zu: Bleibt auf eurem inneren Posten, wenn ihr je einen solchen bezogen habt, und seid bitte nie verzweifelt oder traurig meinentwillen, es gibt keinen Grund dafür.“

  3. Juli 1943

Die Illustration steht für den 30. November 1943, den Tag, an dem Etty im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Wie im Zusammenhang mit der Illustration „Die Spinne und ihr Netz“ näher erläutert, vergleicht sich Etty beim Tagebuchschreiben mit einer Spinne, die ihr Netz webt (vgl. dazu die Ausführungen zur Illustration „Die Spinne und ihr Netz“). Zum einen ist auf der Illustration „Zukunft“ ein Spinnennetz zu sehen – ohne Spinne, was den Tod Ettys symbolisiert. Auf der anderen Seite ist das Spinnennetz aber vollendet. Damit möchte ich ausdrücken, dass Etty ihr Werk (= das Spinnennetz) rechtzeitig vor dem Tod fertiggestellt hat, damit es nachfolgenden Generationen als Vermächtnis ihrer Erkenntnisse dienen mag.

Ferner gibt es ein spezielles Verhältnis zwischen dem Spinnennetz und dem Stacheldraht: Der Stacheldrahtzaun als ein Mittel, um die Flucht der Lagerinsassen zu verhindern, dominierte zwar auf der materiellen Ebene – Etty wurde in Auschwitz ermordet. Das Spinnennetz als eine Metapher für Ettys geistiges Vermächtnis überlebte aber und setzte sich damit auf der spirituellen Ebene durch. Der Stacheldrahtzaun diente der Spinne bei der Konstruktion ihres Netzes sogar gezielt als Spannrahmen. Mit dieser Darstellung möchte ich einen grundlegenden Ansatz in Ettys Lebensphilosophie festhalten: Ihre beeindruckende Stärke bestand in der Auseinandersetzung mit den Tätern, ihren Taten und Motiven. Nur aus der Nähe konnte sie diese beobachten, intellektuell durchdringen und die Reflexionen hierüber in ihrem Tagebuch niederschreiben. Bewusste Begegnung anstatt Distanz. Letztlich symbolisiert diese Illustration daher auch eine Form der Dominanz der spirituellen über die materielle Ebene.

Sowohl der Stacheldraht als auch die Fäden des Spinnennetzes gehen über die Begrenzungen des Zeichenblatts hinaus und weisen damit eine gewisse Unabhängigkeit auf. Der Hintergrund könnte durch ein anderes Szenario ausgetauscht werden. Damit möchte ich einem zentralen Anliegen Ettys Rechnung tragen: Sie ahnte schon früh, dass ihre Erkenntnisse für die eigene Generation zu spät kommen würden. Daher setzte sich Etty bei der Dokumentation ihres Reifeprozesses nicht nur mit der Geschichte der Shoah sondern vor allem auch mit universellen Werten auseinander. Auf diese Weise sollten ihre Erkenntnisse auch in der Zukunft, in einem anderen nationalen, kulturellen oder religiösen Kontext Anwendung finden können.