Fine-Art „Giclée“-Druck auf Leinen – gespannt auf 2 cm Holzkeilrahmen
Illustration von Roman Kroke (2009)
Maße: 40 cm x 30 cm
Titel: Sprache frei wählbar – bei Ihrer Bestellung bitte angeben (Vorschau: Französisch)
Erläuterungen des Künstlers zur Illustration:
Die Illustration entstand auf Grundlage folgender Zitate aus Etty Hillesums Tagebuch:
„Manchmal, in einem unerwarteten Augenblick, kniet plötzlich jemand in einem geheimen Winkel meines Wesens nieder. Manchmal, wen ich auf der Straße gehe oder mitten in einem Gespräch. Und wer das niederkniet, das bin ich selbst“.
16. September 1942
„Und jenes Selbst, das Allertiefste und Allerreichste in mir, in dem ich ruhe, nenne ich «Gott» (…) «Hineinhorchen», dafür möchte ich einen guten holländischen Ausdruck finden. Eigentlich ist mein Leben ein unablässiges «Hineinhorchen», dafür möchte ich einen guten holländischen Ausdruck finden. Eigentlich ist mein Leben ein unablässiges «Hineinhorchen» in mich selbst, in andere und in Gott. Und wenn ich sage, dass ich «hineinhorch», dann ist es eigentlich Gott, der in mich «hineinhorcht». Das Wesentlichste und Tiefste in mir, das auf das Wesentlichste und Tiefste in dem anderen horcht. Gott zu Gott. (…) Manchmal kommen mir die Menschen vor wie Häuser mit offenstehenden Türen. Ich gehe hinein, sehe mich in den Gängen und Zimmern um, jedes Haus ist ein wenig anders eingerichtet und doch gleichen sie einander. Man sollte aus jedem Haus eine Wohnung machen, die dir geweiht ist mein Gott.“
17. September 1942
Die Illustration widmet sich Ettys Gottesverständnis, das sehr individuell geprägt ist. Auch hier begegnen wir ihrer bereits in der Illustration „Himmel“ thematisierten Vorstellung von einer Außen- und einer Innenwelt. Auf der linken Seite der Illustration sehen wir eine Situation, die sich in der Außenwelt abspielt. Dabei habe ich mir eine Szenerie vorgestellt, wie sie sich aus der vorangegangenen Illustration „Blumen“ weiterentwickelt haben könnte: Etty befindet sich in einem Gespräch mit Freunden, auf dem Tisch der große Strauß Rosen. Die rechte Seite der Illustration visualisiert demgegenüber Ettys Innenwelt und ihr in den Zitaten beschriebenes Gottesverständnis.
Während die Rosen in der Außenwelt (links) in Grautönen gehalten sind, wehen durch Ettys Innenwelt (rechts) rote Blütenblätter. Aufgrund des täglichen Elends können viele von Ettys Bekannten nicht nachvollziehen, wie sie sich in dieser Zeit noch an Blumen erfreuen kann. In der Wahrnehmung dieser Bekannten erscheinen selbst farbige Blumen „grau“. Etty hingegen schöpft aus diesen Farbtupfern der Außenwelt innere Kraft und Stärke.
Ettys innere Stimme (= Gottes Stimme) ist mit den Zeilen versinnbildlicht, die durch die Gänge ihrer Innenwelt schwingen. Beim Schriftbild habe ich mich an Ettys Handschrift orientiert, wie sie aus den Original-Tagebüchern überliefert ist. Die innere Stimme als Vorstufe von Inhalten, die Etty später in ihrem Tagebuch niederschreiben wird.
Auch die durch die Innenwelt schwebenden Gesichter sind Skizzen nachempfunden, wie sie in Ettys Original-Tagebüchern zu finden sind.